Jane Austen und der dunkle Engel
(Jane and the Unpleasantness
at Scargrave Manor)

von Stephanie Barron


Lenas Meinung Elenas Meinung

Jane Austen und der dunkle Engel - Buchcover

erstmals erschienen: April 1996 (englisch)
erstmals erschienen: 1996 (deutsch)
Taschenbuch, Aufbau Verlag, ISBN: 3746611660



Lenas Meinung

Bei diesem Buch handelt es sich um einen aus einer Reihe von mehreren Krimis. Diese machen Jane Austen selbst zur Hauptdarstellerin des Geschehens. Geschrieben ist er in Form eines Tagebuches von Jane Austen selbst.

Jane Austen besucht ihre Freundin Isobel, die gerade mit ihrem wesentlich älteren Gatten von der Hochzeitsreise zurückgekehrt ist. Es ist klar, dass es sich dabei um keine Liebesheirat gehandelt hat. Womit Isobel jedoch nicht gerechnet hatte, war, dass sie sich in den Erben ihres Gatten verlieben würde. Dieser erwidert ihre Zuneigung, doch beide sind entschlossen, nichts unehrenhaftes zu unternehmen. Nach einem Ball stirbt jedoch der Gatte Isobels überraschend. Ihre Zofe verschwindet und kurz darauf tauchen Briefe von dieser Zofe auf, in denen Isobel beschuldigt wird, ein Verhältnis mit dem Erben ihres Mannes zu haben und mit dessen Hilfe einen Mord begangen zu haben. Als dann auch noch die Zofe ermordet aufgefunden wird, steht es schlecht um Isobel und den jungen Erben. Beiden wird in London der Prozeß gemacht. Unterdessen macht sich Jane Austen daran, den wahren Schuldigen zu finden.

Die Verwendung Jane Austens als Romanfigur ist sicherlich Geschmackssache, doch darauf war ich ja vorbereitet, als ich das Buch gekauft habe. Die Geschichte ist gut geschrieben, teilweise sogar sehr gut. Den ersten Satz möchte ich hier zitieren, da er mich zum Weiterlesen gebracht hat:
"Wenn eine junge Dame mit mehr Lebensart als Vermögen so klug ist, die Zuneigung eines älteren Gentleman zu erringen, nämlich eines Witwers von hohem Stand und in gesicherten Verhältnissen, gilt eine solche Verbindung allgemein als vorteilhaft für beide Seiten. Die Dame erlangt die Position im Leben, um die ihre Freundinnen sie vielleicht beneiden und zu der sie ihr gratulieren, während der Gentleman trotz seines fortgeschrittenen Alters in den Genuß all dessen kommt, was Jugend, Lebensfreude und Schönheit bieten können."

Das Buch enthält sehr viele Fußnoten, die Erläuterungen zu Sitten und Gebräuchen der damaligen Zeit bieten oder Erklärungen über Jane Austens Verwandschaftsverhältnisse geben. Ich bin natürlich kein Experte, mir schienen sie jedoch gut recherchiert.

Doch nun zu dem Wermutstropfen. Gegen meine üblichen Gewohnheiten habe ich das Vorwort gelesen. In diesem Vorwort wird ausgiebig die Behauptung vertreten, alles was in diesem Buch beschrieben wird, beruhe auf tatsächlichen Aufzeichnungen Jane Austens, die von irgendeinem Nachfahren erst kürzlich wieder entdeckt wurden. Die Autorin, so wird behauptet, habe nur vorhandenes Material bearbeitet. Ich habe nach einem Hinweis gesucht, die dieses Vorwort als Teil des Romans kennzeichnet, aber nichts finden können. Dadurch war ich so verärgert und - ich gestehe - verunsichert, daß mir ein ansonsten guter Roman ziemlich vergällt wurde. Schade!!! (Lena, 7/2000)


Elenas Meinung

Jane Austen hat gerade Harris Bigg-Withers Antrag abgelehnt und ist nun sehr dankbar für eine Einladung ihrer Freundin Isobel. Sie hat vor kurzer Zeit Lord Scargrave geheiratet, ist nun von ihrer Hochzeitsreise zurück und wünscht Jane an ihrer Seite für einen Ball, der Isobel zu Ehren stattfinden soll. Es scheint ein schöner Abend zu werden, doch ein mysteriöser Herr tyrannisiert Isobel und dann stirbt auch noch ihr Ehemann plötzlich in der Nacht nach dem Ball. Am nächsten Tag ist Isobels Zofe verschwunden und ein verleumderischer Brief von ihr taucht auf: Isobel soll ihren Mann betrogen und umgebracht haben. Jane Austen setzt nun alles daran, ihrer Freundin zu helfen und deren Unschuld zu beweisen.

"Wenn eine junge Dame mit mehr Lebensart als Vermögen so klug ist, die Zuneigung eines älteren Gentleman zu erringen, nämlich eines Witwers von hohem Stand und in gesicherten Verhältnissen, gilt eine solche Verbindung allgemein als vorteilhaft für beide Seiten."
"Als lediger Mann und mit einem ansehnlichen Vermögen gesegnet, müsste er eigentlich auf der Suche nach einer Ehefrau sein."
"... denn Ihnen mangelt es an Einfühlungsvermögen, an Skrupel und Ehrbarkeit - offen gesagt, an allem, was einen Gentlemen ausmacht. Sie wären wirklich der letzte Mensch, den zu heiraten ich in Erwägung ziehen könnte."

Sätze, die uns bekannt vorkommen. Doch das sind nicht die einzigen Anspielungen auf "Stolz und Vorurteil". Stephanie Barron gestaltet auch die ein oder andere Figur nach der Romanvorlage. In einer Fußnote schreibt Barron: "Es ist möglich, dass Jane Austen Fitzroy, Viscount Payne zu ihrer berühmtesten männlichen Romanfigur, Fitzwilliam Darcy, verarbeitete, obgleich ein schlüssiger Beweis fehlt. First Impressions, worin Darcy die männnliche Hauptrolle spielt, wurde 1796 geschrieben und 1797 für eine Veröffentlichung abgelehnt. Später mit dem neuen Titel Pride and Prejudice versehen, wurde der Roman 1802 oder Anfang 1803 - kurz nach Jane Austens Aufenthalt in Scargrave Manor - sowie ein zweites Mal vor der Veröffentlichung im Jahr 1812 gründlich überarbeitet."

Ich frage mich, wie sehr der Darcy der ersten Fassung sich unterschieden hat vom Darcy der Endfassung. Als ob Payne und all die anderen soviel Einfluss auf den Roman genommen hätten. Und ganz abgesehen davon: wer meine Kritik zu einem anderen der Jane Austen-Mysteries ("Das Medaillon des Todes") gelesen hat weiß, dass ich von Barrons "Ich hab die Tagebücher von Jane Austen gefunden"-Idee alles andere als begeistert bin. Ihre Fußnoten dazu sind deshalb für mich nichts anderes als lächerlich. Barron versucht, ihre Romane um das Leben von Jane Austen zu basteln und nimmt das alles auch noch ernst. Ich finde es eher peinlich.

Doch ich will das Buch bewerten, ohne mich davon beeinflussen zu lassen: Es hat mir nicht so gut gefallen, wie "Das Medaillon des Todes". Die Story fand ich nicht besonders gelungen. Spannend war es dennoch bis zum Schluss. Die einzige Figur, die mir, wie auch schon im "Das Medaillon des Todes", gut gefallen hat, war Eliza, Henrys Frau. Schon durch die Biographien, die ich gelesen habe, bin ich ein kleiner Fan von ihr geworden. (Elena, 03/06)



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