First Impressions

von Debra White Smith


Klappentext Mellas Meinung

First    Impressions - Buchcover

Zitat aus dem Klappentext:

It's Pride and Prejudice in London, Texas! Strong-willed young attorney Eddi Boswick is thrilled when she's cast as Elizabeth in the local theater's production of Jane Austen's classic. But sparks fly when computer-millionaire-turned-haughty-rancher Dave Davidson becomes leading man. Eddi's matchmaking mother tries setting the stage for love---but will independence and arrogance bring down the curtain?

erstmals erschienen: Februar 2004
Taschenbuch, Harvest House Publishers, ISBN: 0-7369-0872-2

Dies ist das 1. Buch der The Austen Series von Debra White Smith. Reason and Romance adaptiert Verstand und Gefühl (Sense and Sensibility), Central Park ist eine Adaption von Mansfield Park und Northpointe Chalet adaptiert Northanger Abbey. In Amanda erzählt sie ihre Version von Emma. Mit Possibilities hat sie Überredung (Persuasion) als letztes Buch ihre The Austen Series vollendet.


Mellas Meinung

Dieses Buch fällt in der langen Liste der Folgeromane etwas aus der Reihe, da es sich zwar stark an Jane Austens "Pride and Prejudice" klammert und jenes sowohl zur Inspiration, als auch als Hauptverbindungsstrang nutzt, doch ist es keine Sequel im herkömmlichen Sinn.

Das typisch amerikanische Texas ist der Schauplatz des Romans und nicht mehr als zwei Seiten sind nötig, um diese Wahl vorrangig in Frage zu stellen. Schnell breiten sich Vorstellungen einer "zusammen-in-den-Sonnenuntergang-reiten" - Romanze im Kopf aus und viel zu festgesetzt sind die so geliebten Eindrücke des ausgehenden 18ten Jahrhunderts. Zunächst unbewusst erwartete ich schnulzige Liebesoffenbarungen und seichte Eifersuchtsszenerien. Die ersten zwei Seiten schienen mir den Beweis für einen lächerlichen Versuch, Jane Austens Roman zu Unrecht zu benutzen, zu liefern.

Über dreißig Kapitel vor mir, versuchte ich mich an die scheinbar weit hergeholten Charaktere zu gewöhnen und großzügig einzugestehen, dass eine heutige Lydia oder Bingley eventuell doch so sein könnten. Umdenken und "loslassen" ist gefordert!

"Pride and Prejudice" wird im amerikanischen London als Gemeindeschauspiel vorbereitet und steckt noch in der "wer spielt wen?" - Phase. Keine himmlischen Eingebungen sind nötig, um zu erahnen, dass jene, die Darcy und Lizzy auf der Bühne verkörpern, auch die Hauptcharaktere mit "Happyend" sein dürfen.

Nun, dies alles mag nicht sehr vielversprechend klingen und mit Stirnrunzeln fragt sich der Leser, wozu Jane Austen noch ihren Kopf herhalten muss, doch - schon bevor ich bis zur Mitte des Buches vorstieß - nahm mich diese Geschichte überraschenderweise mehr und mehr für sich ein und änderte meine negative Einstellung Seite um Seite.

Zunächst sind da die netten, subtil bis offensichtlich eingefügten Parallelen zu Austens Charakteren, dennoch strahlen Debra White Smiths eigenständig. So verkörpern besonders die Familienmitglieder der Boswicks extreme Eigenschaften der Bennets, doch durch eigene Schicksale bewahrt sich Smith davor, der Kritik ausgesetzt zu sein, die zu Grunde liegenden Personen missinterpretiert zu haben - wovor sie sicher keine Befürchtungen haben müsste! Offensichtlich ist es allerdings heutzutage schwieriger, den Leser zu schocken und von einem schlechten Charakter zu überzeugen, was mit sich bringt, dass Linda (Lydia Bennet nachempfunden) eine sich bis zur Bewusstlosigkeit betrinkende, Beruhigungstabletten schluckende und mit Drogen herumexperimentierende, zudem gedankenlos umherschlafende Jugendliche ist.

Eddie Boswick (Elizabeth Bennet) strahlt mit Wortgewandtheit und Humor, genauso wie mit ihrem Hang zu voreiligen Urteilen, wenn es um ihren Gegenpart, verkörpert von Dave Davidson, geht. Geschickt schafft es die Autorin, ein Netz um Dave und seine Identität zu knüpfen, damit alles mit dem angenehmen und geliebten Hauch eines "Pride and Prejudice" - Verwirrspieles rund um Gefühle seinen Lauf nehmen kann. Eddies und Daves Unterhaltungen - größtenteils Auseinandersetzungen - sind unterhaltsam, witzig und clever. Smith schuf in der Tat zwei sich gegenseitig herausfordernde Charaktere. Insgesamt muss sich jede der Personen genau den Enttäuschungen, Gefühlen und neugewonnen Erkenntnissen gegenübergestellt sehen, wie in dem zugrundeliegenden Austen-Werk. Was jenes Buche schon nahezu als Bonus mitbringt, ist die zeitgemäße offenherzigere und absolut amüsante Eifersuchtsszenerie zwischen Dave und der Personifizierung von Mr Collins oder dass der Leser auch Einblicke in die Sichtweise der männlichen Hauptrolle haben kann.

Bemerkenswert ist das Aufgreifen von geliebten Szenen, wie Cheries (Charlotte) Verdacht über Daves wahren Gefühle zu Eddie, Unterhaltungen über Ehe, bis hin zur berühmten Tanzszene oder gar die so geliebte "Look-Szene" aus der 1995er Verfilmung zwischen Firth und Ehle - oder habe ich da zu viel hineininterpretiert? Nun, zweifellos ist das allein einer vieler Gründe, warum dieser Roman einem "Pride and Prejudice"-Liebenden Freude bereitet. Es macht einfach Spaß, die von Smith inszenierten Szenen jenen vom Original oder gar aus der Verfilmung zuzuordnen. Sogar Synonyme für Pemberley oder Darcys Portrait tauchen auf. Auch Daves Besorgnis über die wahren Gefühle von Eddies Schwester für seinen Freund oder die Neuinszenierung des "Wickham-Konflikts" ist bemerkenswert gut gelungen. Erstaunlich wie altbekannt und vertraut alles erscheint und doch sind andererseits die Verwicklungen und Reaktionen so clever neukonstruiert und wirken erfrischend. Neben all diesen Parallelen gibt es auch einen besonders auffälligen Bezug, der durch die Thematisierung von Religion zum Ausdruck gebracht wird, was für mich recht ungewöhnlich erschien, sich aber als nicht fehl am Platz erweist. Fantastisch sind Original-Textstellen eingebracht oder Anspielungen eingefädelt. Bemerkenswert ist, wie die Autorin es schafft, den ganzen Roman hindurch Austens Worte dazu zu nutzen, die Handlung "aufzupolieren". Sogar die letztendlich entscheidende Begegnung zwischen Eddie und Dave findet in einem bis ins Detail ins 18. Jahrhundert getauchten Flair statt - was keineswegs gestellt wirkt!

Natürlich kann man Smith vorwerfen eine "Aschenputtelstory" erschaffen zu haben und dass besonders die finanziellen Aspekte in diesem Werk weit hergeholt sind. Doch reden wir hier von "Fiktion" und somit ist es für mich absolut gerechtfertigt und maßvoll angebracht. Wie sonst sollte man einen getreueren "Darcy" unserer Zeit darstellen, als einen Selfmade-Millionär?

Ich muss wohl kaum betonen wie überrascht ich von diesem Buch war, welches sich als Fundgrube herausstellte und sich durch Witz und Romantik für mich als empfehlenswert mauserte. Smith erlaubt einem Jane Austen Liebhaber an einer stillen, im Hintergrund gehaltener Präsenz von "Pride and Prejudice" Freude zu haben und dabei die zeitversetzte Handlung zu genießen. Kein weiterer Roman, den ein Austen Begeisterter entrüstet in die Ecke wirft. (Mella 02/05)



zurück zur Übersicht




Index Update Biographie JAs Werk JAs England Links Sekundärliteratur
Filme Musik Fanfiction Suche Gästebuch Chat JAF-ML Board


Web-Katalog.net