Pemberley
(Pemberley: Or Pride and Prejudice Continued)

von Emma Tennant


Sonjas Meinung Lenas Meinung

Pemberley - Buchcover

erstmals erschienen: November 1993 (englisch)
erstmals erschienen: 1996 (deutsch)
Taschenbuch, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN: 3453108264



Sonjas Meinung

Das Buch "Pemberley" beginnt einige Zeit nach der Hochzeit von Lizzy und Mr. Darcy. Zu Weihnachten soll auf Pemberley eine grosse Familienfeier stattfinden. Und zur Familie gehören jetzt natürlich neben Lady Catherine de Bourgh und den Bingleys auch noch die verwitwete Mrs. Bennet mit ihren unverheirateten Töchtern sowie die Wickhams. Dass es bei solcher Zusammenstellung zu Turbolenzen kommt, kann man sich sicher vorstellen. Zu allem Überfluss steht noch die mögliche Unfruchtbarkeit Lizzies im Raum. Damit ist der Nährboden für Klatsch und Intrigen bereitet. Damit ist eigentlich schon der Inhalt des Buches beschrieben.

Die New York Times schrieb in ihrem Book Review über dieses Buch: "Emma Tennants Buch ist deswegen so ansprechend, weil sie Austens Ton genau trifft." Als ich das gelesen habe, fragte ich mich, ob der oder die Rezensent(in) jemals ein Buch von Jane Austen gelesen hat. Ich finde überhaupt nicht, dass Jane Austens Stil nur annähernd getroffen ist. Aber darüber könnte man noch hinwegsehen, denn ihr Stil ist nun mal einmalig, weswegen sie ja auch so etwas Besonderes für mich ist. Was in meinen Augen viel schwerer wiegt, ist, dass sie die Charaktere der handelnden Personen total ändert: aus der hausbackenen, möchtegernklugen Mary wird eine schnippische Zicke. Und aus der selbstbewussten Lizzie ein verzagtes Weibchen, dass sich vor ihrem Mann in jeder Beziehung fürchtet. Mrs. Bennet verkommt zu einer Karikatur. Und was dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist, dass sie nicht mal die Ausgangsgegebenheiten der Geschichte so übernimmt: da ist Georgiana plötzlich älter als Mary und die Gardiners sind ausdrücklich nicht die Verwandtschaft aus London. Die Wickhams reisen nach Norden um nach Pemberley zu kommen. Eigentlich ist das nicht wirklich wichtig für die Geschichte, aber mir drängt sich die Frage auf: hat Emma Tennant jemals "Stolz und Vorurteil" gelesen? Die Story an sich ist zum Gähnen langweilig und strotzt nur so von Ungereimtheiten. Das Buch erinnert mich mehr an Hedwig Courths-Mahler als an Jane Austen.

Und nun noch ein Wort zu der Übersetzung und Satz. Vielleicht liegt ja ein Teil meines Widerwillens auch hier begründet: grammatikalische und Setzfehler wohin man blickt. Teilweise musste ich zweimal nachlesen, um hinter dem Unsinn, der da rein sprachlich stand, die wahre Bedeutung zu finden. Offensichtlich waren auch Übersetzerin und Buchsetzer nicht mit viel Begeisterung bei der Sache.

Mein Fazit: ein Buch, das die Welt nicht braucht und das eindeutig zu hoch in Auktionen gehandelt wird. (Sonja 05/03)


Lenas Meinung

Zunächst einmal möchte ich mich herzlich bei derjenigen bedanken, die mir das Buch geliehen hat. (Ich weiss nicht, ob sie namentlich genannt werden will, deshalb so schwammig;-) )

Ich habe so oft von diesem Buch gelesen und bei Auktionen so hohe Preise dafür gesehen, dass meine Neugier SEHR gross war. Andererseits hatte ich soviel schlechtes über das Buch gelesen, dass ich nicht gewillt war, viel Geld für eine Kopie auszugeben.

Nun ist meine Neugier gestillt und ich kann alle anderen, die dieses Buch suchen, beruhigen: ihr verpasst absolut nichts!!! Ich verate Euch, was in dem Buch vorkommt, und das wird Euch davon überzeugen, dass ihr keine horrenden Summen ausgeben müsst, um dieses Buch zu lesen.

WER DAS BUCH ALLERDINGS LESEN WILL UND MEINT, SICH DIE SPANNUNG ERHALTEN ZU MÜSSEN, DER SOLLTE HIER NICHT WEITERLESEN ;-)

Von Anfang an ist der Leser, der P&P kennt und liebt, verwirrt. Alle Zeitangaben sind mehr als merkwürdig. Zum Beispiel: Elizabeth ist seit etwa einem Jahr verheiratet, aber ihre Schwester Jane, die doch am selben Tag geheiratet hat, hat schon eine einjährige Tochter und steht kurz vor der Geburt des nächsten Kindes. Lydia, deren Heirat kaum mehr als ein Jahr vor der von Lizzy stattgefunden haben kann, hat bereits 4 - in Worten VIER - Kinder!!! Dafür hat Charlotte Collins gerade erst verkündet, dass sie ein Kind erwartet - sie muss mit Schwangerschaften wesentlich langsamer sein als Lydia - wird doch schon in P&P das Aufgehen eines jungen Ölzweigs angekündigt!

Auf Pemberley werden zu Weihnachten alle Verwandten eingeladen: Mrs. Bennet, die inzwischen verwitwet ist, Kitty und Mary, Lady de Bourgh und Anne. Mr Bingley und Jane mit ihrer Tochter Emily, die, mit einem Jahr wohlgemerkt, schon überall im Haus rumtollt und im Garten mit einem Reifen spielt. Zudem noch Miss Bingley, die Georgiana Darcy zufällig auf der Strasse trifft und eigenmächtig zu Weihnachten einlädt.

Dazu kommt noch ein merkwürdiger Hochstapler namens Colonel Kitchener, den Mrs. Bennet vor 40 Jahren gekannt hat und der ihr brieflich einen Heiratsantrag gemacht hat. Eine seltsame Figur namens Master Roper, der der Erbe von Pemberley ist, wenn Mr. Darcy keine Kinder in die Welt setzt, wird von Lady Catherine mitgebracht und favorisiert. Mary beabsichtigt eine Menge Bücher zu dem Besuch nach Pemberley mitzubringen, weil die dortige Bibliothek ihren Ansprüchen wohl nicht genügt - im Gegensatz dazu ist die Bibliothek bei ihrer Ankunft (und auch im Originalbuch) sehr umfangreich.

Der Ort in der Nähe von Pemberley heisst Rowsley und die Gardiners nehmen dort für die Feiertage ein Haus, in dem sie auch Lydia und ihre Sippe beherbergen - aber zum Dinner sollen alle nach Pemberley, auch Mr. Wickham!!! Die Gardiners sind selbstverständlich nicht die Verwandten aus London - dort wohnt aus unerfindlichen Gründen Tante Phillips. Herrlich ist auch, dass Miss Bingley allein 30 Meilen von dem Wohnsitz von Jane und Bingley herüber geritten kommt!!! Sie, die so auf Formen geachtet hat!

Mr. Darcy ist manchmal eine Karrikatur seiner selbst, manchmal dass, was sich die Autorin wohl unter einem leidenschaftlichen Mann vorstellt (er kniet vor Lizzy nieder und beteuert seine Liebe), manchmal eine Karrikatur von Mr. Bennet (gewollt heitere Bemerkungen und ständig ironisch und augenzwinkernd)

Der tatsächliche Dialog zwischen dem Ehepaar Darcy beschränkt sich auf ein Minimum. Lizzy streunt ständig durch die verschneite Landschaft und hört sich alle möglichen Andeutungen an. Doch auch diese strotzen von Widersprüchen. Einerseits hört sie, dass Mr. Darcy absolut keine Kinder will, ja sie geradezu hasst, andererseits sagt Lady de Bourgh, dass eine Ehe mit Anne natürlich unbedingt Kinder erfordert hätte, um die Nachfolge zu sichern. Im Übrigen führen die Andeutungen dazu, dass Lizzy sich im Endeffekt einredet, Mr. Darcy habe ein uneheliches Kind - einen 6-jährigen Jungen, den er im Dorf versteckt. Schliesslich ist sie davon überzeugt, dass Mr. Darcy nur eine grosse Liebe in seinem Leben hatte, die französische Mutter dieses Jungen, die vor 3 Jahren gestorben ist. Sie selbst hat er aus unerfindlichen Gründen geheiratet. Warum ist mir ein Rätsel, denn Bequemlichkeit kann es ja nach der Handlung in P&P wirklich nicht gewesen sein!

Ohne ein Wort miteinander zu reden, reist Mr. Darcy nach London und Lizzy nach Meryton. Sie hat nicht die geringste Absicht, zurückzukommen sondern plant als eine Art Gouvernante (!!!) evtl. sogar im Ausland zu arbeiten! Mrs. Bennet tröstet sich damit, dass sie trotzdem weiter nach Pemberley reisen kann, denn Mary hat sich mit Master Roper verlobt. Er hat sie sogar für einige Zeit nach Rosings eingeladen! Woher er dazu das Recht nimmt, und ob Lady de Bourgh sich das gefallen lässt - wir werden es wohl nie erfahren.

Jane hat inzwischen ihr zweites Kind bekommen und liegt auf ihrem Landsitz todkrank danieder - eine Tatsache, die Mary nur nebenbei erwähnt, als sie von dort nach Meryton zurück kommt. Lizzy beschließt daraufhin, zu ihrer Schwester zu fahren und sie zu pflegen. Dort erfährt sie, dass das uneheliche Kind der ominösen Französin wirklich existiert - allerdings ist Bingley der Vater. Warum Darcy sich um das Kind kümmert, weiss wohl niemand. Und dass er damals Janes Heirat verhindern wollte, geschah nur aus Sorge um sie, weil er dachte, Bingley liebe noch immer die Französin.

Nachdem Jane Lizzy das alles im Fieber erzählt hat, wird sie schlagartig gesund. Sie besteht darauf, dass das Kind bei ihr und Bingley lebt. Lizzy ist tiefbeschämt, dass sie Darcy Unrecht getan hat und eilt nach unten, wo Mr. Darcy auf sie wartet. Auf der letzten Stufe stolpert sie und sinkt ohnmächtig dahin. Als sie erwacht, ist Mr. Darcy an ihrer Seite und bittet sie aus unerfindlichen Gründen um Verzeihung. Das Happy End wird nun auf einer Seite so schnell wie möglich abgewickelt. Natürlich ist Lizzy nun schwanger und alles ist wunderbar.

Das war die Handlung und das waren nicht annähernd alle Widersprüche. Nicht nur, dass die Handlung P&P völlig widerspricht, auch in sich hat es nur Widersprüche.

Die Übersetzerin muss ihre Aufgabe verabscheut haben. Nur so kann ein Satz wie "Gestern rief ich die verwitwete Gräfin von Mornington an." erklärt werden, denn hier möchte ich zu Gunsten der Autorin annehmen, dass sie nur von "call" im Sinne von "bei ihr vorsprechen" verwendet. Was mich allerdings auch verwirrt hat, war die Erwähnung eines Zuges, den es zu Jane Austens Zeiten wahrhaftig noch nicht gab.

Mein Fazit: hahnebüchener Unsinn!!!! Gebt bloss kein Geld dafür aus! (Lena 09/03)



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